25.07.2019
Warum ausgerechnet Sibirien werde ich gerne gefragt. Und da ich nun von der Hauptstadt in einem Ratternden Abteil der Tranissibirischen Eisenbahn bis in den fernen Osten fahren werde hab ich nun genug Zeit um darüber nachzudenken was genau ich hier eigentlich verloren habe oder suche. Mückenplage, schlechtes Wetter, schlechte Infrastruktur, Städte die seit der Sowjetzeit nicht mehr renoviert wurden, die Gefahr eines plötzlichen Wintereinbruchs um mal ein paar Nachteile zu nenne.
Es gibt doch so viele schöne Orte wo man hinfahren kann also warum also ausgerechnet Sibiren?
Zunächst mal gehört Sibirien zu den mit am dünn besiedelten Gebieten der Erde was es schonmal mit in die Top Auswahl meiner Reiseziele bringt.
Außerdem übt der Baikalsee ohne das ich bisher jemals da war eine magische Anziehung auf mich aus, ganz unschuldig sind daran sicher nicht einschlägige Dokumentationen über die Gegend die ich schon vor Jahren in mich aufgesaugt habe.
Der tiefste und Wasserreichste See der Erde, endemische Arten wie der Omul und die Baikalrobbe, glasklares und eiskaltes Wasser inmitten von unberührter Wildnis, Vater Baikal wie er in meinen Träumen dasteht.
Ich habe im März noch mit dem Gedanken gespielt ob ich eine Kaukasus Ost – West Durchquerung machen oder zum Baikalsee soll, bis ich dann auf eine Expedition von einer Gemeinschaft russischer Wissenschaftler eingeladen wurde die Ende August im Kodar Gebirge in der Nähe des grossen Sees stattfindet.
Die Gelegenheit mit einem Haufen Naturwissenschaftler in einem spektakulären abgelegenen Gebirge rumzulaufen lasse ich mir sicher nicht entgehen also war die Sache beschlossen.
Da die Expedition erst Ende August startet habe ich davor noch Zeit für eine Solo Tour am Baikal, ca. zweieinhalb Wochen plane ich alleine unterwegs zu sein.
Die Route soll mich zunächst am sogenannten Frohlika Coastline Track vom Nordosten des Sees Richtung Süden bringen, bis ich an der Frohlika, dem gleichnamigen Fluss meinen Weg nach Osten bahne.
Einen Abstecher, eine Erkundungstour in das praktisch unberührte Gebirge und dann über den Frohlikasee wieder zurück zum Baikal.
Alleine in die Wildnis fern jeder Zivilisation zu sein und den Baikalsee sehen, scheint als würde ich bald nicht nur einen lang ersehnten Traum wahr werden lassen.
Meine letzte grosse Solo Tour ist schon ein paar Jahre her, alleine zu reisen ist anders. Man muss alle Entscheidungen alleine treffen und mit den Zweifeln die unterwegs aufkommen muss man selber klar kommen.
Ich habe mich die letzten Jahr nicht davor gedrückt alleine auf Tour zu gehen, es hat sich einfach nur immer so ergeben das dann doch jemand mitkam.
Dieses Mal soll es anderes sein. Ich habe sogar die Chance ausgeschlagen mit Mark auf eine spektakuläre Djungel Expedition in Peru zu gehen weil ich gesagt habe ich möchte diesen Sommer alleine auf Tour, endlich mal etwas großes alleine machen.
“weil du jetzt auch so ein Selbsfindungszeug machen musst oder was?” meint Mark
Sieht wohl ganz so aus.
Ich hatte immer das Gefühl das die Art wie ich Dinge wahrnehme so ganz anders ist als bei den meisten Menschen.
Und ich weiss das eine Reise zu zweit immer dazu führt das man das was man erlebt mit den Augen des anderen sieht und auch durch den Gegenseitigen Austausch ganz anders einordnet als wenn man alleine ist.
Ich möchte noch einmal wissen wie die Welt aussieht wenn ich sie mit meinen Augen betrachte und wenn niemand mir in meine Gedanken reinredet. Ich weiss das es härter ist als zu zweit und sicher auch gefährlicher, und wenn es darum geht in unberührte Wildnis vorzudringen ist man eigentlich immer besser daran nicht alleine zu gehen.
Die Erfahrung zeigt aber das man mit intensiveren Erleben belohnt wird, und das man auf einmal Dinge erlebt, Prozesse in Gang kommen und man Sachen wahrnimmt die man zu zweit oder in ener Gruppe nie sehen würde.
Ja dann ist das hier wohl mein Selbstfindungstrip was auch immer das eigentlich genau nochmal sein soll, dieses Selbstfindungsding.
Ich glaube das es eine Illusion ist zu glauben das man auf einer Reise eines morgens aufwacht und plötzlich genau weiss wo man hingehört und was genau man mit seinem Leben anstellen will, jedenfalls ist es mir bisher nicht passiert. Und wenn ich trotzdem immer wieder losziehe und auf die Suche gehe dann ist es vielleicht eher eine Suche nach dem inneren. Nach dem was in mir steckt und übrig bleibt wenn man alles ander hinter sich lässt.
Wenn man an die eigenen Grenzen stößt, an Grenzen von dem was man kennt, wenn man sich öffnet für neue Erfahrungen wird die Welt zum Spiegel, lässt einen hineinblicken und die Dinge haben die Chance sich neu zu ordnen.
Jede meiner Reisen hatte zur Folge das ich eine neue Sicht auf mich selbst und auf diese Welt in der ich lebe bekommen habe. Und jedes Mal hatte ich das Gefühl das etwas mit mir passiert ist, obwohl ich nach einer Tour in der Regel körperlich und psychisch völlig am Ende bin irgendwie stärker werde. Vielleicht weil ich die Erfahrung mache das ich Herausforderungen bestreiten kann die größer sind als alles was mich sonst in meinem Leben herausfordert.
Ob das vielleicht diese Selbstfindung ist von der sie alle Reden? Mir eigentlich egal. Und wenn ich vor einer Tour eine grobe Vorstellung habe was dabei mit mir passiert mach ich in der Regel doch immer andere Erfahrungen. Aber das ist ja das tolle daran, das Abenteuer sich ins Ungewisse zu stürzen.
Grenzen zu überschreiten scheint jedenfalls schon immer mein Ding gewesen zu sein, und wenn die Welt mir keine Herausforderungen gibt die mir groß genug sind dann muss ich mir eben selber welche suchen an denen ich über mich hinauswachsen kann.
Gerade liege ich in meiner Pritsche in der Baikal Amur Magistrale (kurz BAM), eine parallelstrecke der transsibirischen Eisenbahn die mich von Moskau nach Severobaikalsk am Baikalsee bringt.
Die Lok wirkt wie ein Museumsstück aus der Sowjetzeit. Als ich am Bahnhof ankomme steigt ein wenig qualm auf und der Geruch von Diesel liegt in der Luft.
Ich bin ja kein Zug Fanatiker aber wenn ich mir dieses brachiale Gerät so anschaue verbunden mit der Vorstellung das es mich die nächsten fünftausend Kilometer nach Sibirien ziehen soll kann ich nichts als Faszination und Begeisterung empfinden.
Ein Abteil besteht aus einer Sitzgruppe unten und zwei Pritschen oben. Ich kann mir gerade ehrlich gesagt nicht vorstellen das ich in diesem Ding ausgestreckt liegen kann, geschweige denn wie man dreianhalb Tage zu viert in einem Abteil verbringen soll das nicht mehr als einen Quadratmeter für jede Person birgt.
Um mich herum sitzen Menschen alle ein paar Altersklassen weiter als ich.
Die Stimmung ist gut, es werden Witze gemacht, die Leute hängen an ihren Smartphones und schauen sich gemeinsam lustige Videos an ein paar haben auch schon angefangen Bier zu trinken.
Ich scheine der einzige zumindest in Reichweite zu sein der kein Russisch spricht.
Dreieinhalb Tage Bahn fahren, was ich mir dabei nochmal gedacht habe. Beim letzten Mal war es Mark der entschieden hat das wir den Startpunkt unserer Wüstentour auf dem Landweg erreichen. Wir hätten genauso gut nach Atar fliegen können und ich bin froh das wir es nicht getan haben.
Wir haben den ganzen anstrengenden weg und die nervenaufreiebenden Grenzüberquerungen von Marrakesch nach Chinguetti auf uns genommen und haben so ein Gefühl dafür bekommen wo dieser Ort in der Wüste eigentlich liegt von dem aus wir starten.
Ich habe mich dafür entschieden auch diesmal den Startpunkt der Tour auf dem Landweg zumindest von Moskau aus zu erreichen, damit ich weiss wo ich bin wenn ich am Baikalsee ankomme.
Endlose Birken Mischwälder ziehen seit heute Mittag am Fenster vorbei dazwischen immer wieder mal ein Feld und nicht selten Häuser sowie die alten improvisierten Holzhütten mit Wellblechdach die mich schwer an mini Versionen des Fuchsbaus aus Harry Potter erinnern.
Es ist dunkel geworden, auf der Pritsche gegenüber von mir schnarcht ein Mitte fünfzig Jähriger Russe, die Pritsche ist scheinbar für Menschen mit kleinerer Körpergröße gemacht sodass meine Füße wie bei den meisten insassen ca. 20 Zentimeter in den Gang rein ragen. Ob hier wohl überhaupt jemand englisch spricht? Wann kommt endlich das durak Kartenspiel und der Wodka auf den Tisch? Und wie zur Hölle soll ich das aushalten, 3,5 Tage in dieser Sardinenbüchse zu verbringen?
Fragen über Fragen, die Stimmung im Abteil ist jedenfalls schwer müde und auch mich befällt eine schwere die mich geradezu ausnockt und die mich seit heute mittag immer wieder in den Tiefschlaf fallen lässt.
Normalerweise fällt es mir enorm schwer nichts zu tun, und doch dann immer irgendwie mit einem schlechten Gewissen im Hinterkopf.
Der Umstand nun Dreieinhalb Tage nur rumliegen zu können auch wenn die äußeren Umstände nicht weit weg von einem Gefängnisaufenthalt sind schafft doch einigen Raum zur Erholung. Ich kann überhaupt nichts machen, also brauche ich auch nichts tun. Rumliegen und schlafen, zwischen durch essen, Musik hören schreiben, und das völlig ohne schlechtes Gewissen.
Zwangspause scheint wohl eine gute Möglichkeit für mich zu sein überhaupt Pause zu machen, vermutlich kann ich sie gebrauchen.
28.07.2019
Seit drei Tagen fahre ich nun Zug. Nur noch einen halben Tag dann habe ich es geschafft auch wenn die Fahrt doch bisher viel erträglicher war als gedacht.
Ob mir langsam die Decke auf den Kopf fällt?
Ich liege in meiner Pritsche und zwischen meinem Kopf und der Gepäckablage befinden sich lediglich fünf Zentimeter Luft. Eigentlich doch ganz gemütlich aber so langsam bin ich dann doch bereit am Baikalsee anzukommen.
Neue Bekanntschaften habe ich jedenfalls bereits gemacht: Kostka, Dirigent und ehemaliger Leiter der Philharmonie Odessa in der Ukraine. Seine begrenzten Englischkenntnisse haben ihn nicht davon abgehalten ein ausgiebiges Gespräch mit mir zu führen, über Musik, über Familie, Frauen und ich wage sogar zu behaupten das meiste davon verstanden zu haben. Spätestens nachdem ich den Whiskey aus meinem Rucksack holte waren wir jedenfalls beste Freunde.
Alkohol ist hier offiziell verboten, vermutlich weil die Zugfahrt dann schnell zu einem einzigen Besäufnis eskalieren würde, trinken tut hier anscheinend allerdings trotzdem jeder, nur halt für sich und eher heimlich, die vorbei wehenden Fahnen der anderen Fahrgäste verraten mir allerdings das der Genuss von alkoholischen Getränken alles andere als unüblich ist.
Meine andere Reisebekanntschaft ist Kerscha.
Er ist Evenke, gehört also zu den Ureinwohnern Sibiriens die bis heute in den letzten Ecken des Ostens leben.
Er spricht kein Wort Englisch oder Deutsch und ich mit meinen paar Fetzen Russisch können wir verbal jedenfalls kein Gespräch führen aber das macht nichts. Ich zeige ihm ein paar Fotos aus Deutschland und der Wüste und wir hören Musik, er zeigt mir Fotos und Videos von der Elchjagd im Winter und vom Eisfischen.
Kostka ist leider schon nach einem Tag ausgestiegen, Kerscha gerade eben in Krasnojarsk. Die anderen Fahrgäste steigen meist nach jeweils einem halben Tag wieder aus und ein. Scheint wohl als wäre ich der einzige hier der die ganze Strecke bis zum Baikalsee durchfährt.
Mein Abteil befindet sich im letzten Waggon der Bahn. Im hintersten Ende des Zuges gibt es einen Raum mit Fenstern nach hinten und zur Seite heraus. Mir wurde deutlich gemacht das der Raum nicht für Fahrgäste ist, da aber trotzdem keiner auf die Idee kam ihn zu abzuschliessen schlich ich mich jeden Abende bewaffnet mit Whisky und Kopfhörern nach hinten. Da der Zug Richtung Osten fährt geben die Fenster Abends die Aussicht auf einen Russischen Sonnenuntergang hinter den Gleisen frei.
Es gibt ein Russisches Heimatlied das ich vor der Reise gelernt habe:
ty nesi menja reka (du trägst mich Fluss) der russischen Band Lyube.
Es handelt von der Sehnsucht nach der Heimat, den Wäldern und den Feldern, dem Fluss.
Fünftausend Kilometer sind in den letzten Tagen an mir vorbei gezogen, geographisch befinde ich mich mittlerweile auf dem selben Breitengrad wie die Mongolei.
Das Bild aus dem Fenster des Zuges war hauptsächlich geprägt durch endlose Wälder, dazwischen immer mal wieder ein paar Felder, einfache Behausungen und immer wieder gekreuzt von kleineren und großen Flüssen, den Lebensadern an denen sich meist auch die grossen Städte angesiedelt haben.
In Russland sind Heimatlieder in der Muttersprache im Gegensatz zu Deutschland noch schwer in Mode, jung und alt können sie am Lagerfeuer mitsingen. Nach dem was ich in den letzten Tagen vom großen Land sehen durfte wird mir langsam auch klar warum. Wenn man in einer Welt aufwächst in der man in einfachen Verhältnissen lebt und sich vor der Haustür endlose Wälder erstrecken.
Mag es nicht die eindrucksvoll spektakulärste Landschaft sein, hinterlässt sie trotzdem bleibenden Eindruck durch die Schiere Weite.
Der letzte Teil Strecke seit heute morgen zieht sich wie Kaugummi und noch selten sind die Wälder unterbrochen von Zivilisation.
Es wird hügeliger und Wilder. Verbrannte Baumstämme Zeugen immer wieder von Waldbrände die noch nicht viele Jahre her sein können. Wie um dem Klischeebild von Sibirien zu entsprechen regnet es jetzt auch noch.
Wenn ich daran denke das in Deutschland gerade alle bei 40 Grad Celsius dahin schmelzen und welche Temperaturen dieses nur mäßig klimatisierte Zugabteik bei solch einer aussentemperatur annehmen würde bin ich geradezu dankbar für den Regen.
So weit das Auge reicht Kiefern und Birken Wälder, ich kann die Bären schon vor meinem inneren Auge sehen wie sie zwischen den Bäumen hindurchstreifen.
Der Zug wird erst morgen in Sewerobaikalsk sein habe ich gerade erfahren morgen vormittag um 11 Uhr Ortszeit. Noch einen ganzen Tag länger in der Sardinenbüchse.
Die Landschaft jetzt wo es nicht mehr weit bis zum See ist hat noch nochmals verändert. Andauernd verlaufen Flüsse und sumpfgebiete neben dem Gleis, aus den Hügeln sind Berge geworden die mit Felsmeeren gesäumt sind.
So ungefähr wird es wohl auch am Nordosten aussehen. Nicht das ich nicht wüsste worauf ich mich einlasse, ich habe ähnliche Landschaften bereits durchquert aber es zu sehen lässt die ganze Sache nochmal realer werden. Ich werde ganz auf mich gestellt sein, werde meine Route durch die Berge alleine Bahnen müssen da dort wo ich vorhabe lang zu laufen kein Weg existiert geschweige denn ich nicht weiss ob überhaupt schon einmal jemand diese Route genommen hat.
31. Juli 2019
Nach zwei schönen Abenden am Baikalsee In Severiobaikalsk und Tagen an denen ich meine Ausrüstung noch einmal um ein paar letzte Sachen ergänzt und aussortiert habe geht es langsam aber sicher los. Morgen soll ich ein Boot auf die andere Seite des Sees bringen an eine Ranger Station, den letzten Außenposten der Zivilisation am nordosten des Sees, von dort aus geht es los. Mein Rucksack ist zu einem Monstrum mutiert, Verpflegung für 14 Tage, ein aufblasbare Schlauchboot, Notfall Equipment, Zelt usw. Da kommt schon einiges zusammen.
Da die Strecke die ich ausgearbeitet habe allerdings nur 130 km lang ist und außerdem die Option auf Abkürzungen besteht bin ich zuversichtlich das es daran nicht scheitern soll.
Die Bären in dieser Region sind sehr scheu, mir wurde von Menschen berichtet die seit Jahren regelmäßig am Baikalsee unterwegs waren und noch nie einen zu Gesicht bekommen haben. Falls es doch passiert habe ich eine taktische Taschenlampe mit stroboskop Effekt und eine schrille Signalpfeife, das muss reichen ich gehe aber davon aus das auch ihr kein erhöhter Bedarf besteht sich Gedanken zu machen.
Die Gefahr die mir am meisten im Magen liegt ist eine auf die ich hier im Osten Sibiriens so gar nicht vorbereitet war: Waldbrände.
Seit Wochen hat es nicht geregnet und staubtrockene Birken und Kiefern sind Hölzer die bei Blitzeinschlägen in Flammen aufgehen wie Zünder. Wenn ein Blitz in unmittelbarer Nähe einschlägt, was macht man dann?
“you run” gibt mir Ewgeni als Antwort. Ewgini ist Koordinator des Baikal trail Projektes und hilft mir bei der Planung und Vorbereitung hier in Severobaikalsk.
Rennen also, na dann weiss ich ja bescheid, kann ja jetzt nichts mehr passieren…
Im Zweifelsfall hilft ausser rennen immer noch glauben, ein bisschen mache ich das hier ja auch um das Schicksal herauszufordern.
Ob es wirklich so wahrscheinlich ist das ein Blitz ausgerechnet neben mir einschlägt und ein Feuer auslöst ist die andere Frage.
All in all bleibt einem ja nicht viel anderes übrig als sich zu größtmöglich über potentielle Gefahren zu informieren so unwahrscheinlich sie auch sein mögen und trotzdem darauf zu vertrauen das man dieses Wissen nicht anwenden muss.
Als ich Ewgini meine Route gezeigt habe und das ich sie alleine gehen willen kam als erste Reaktion ein “you are crazy”, es passiert mir mittlerweile öfter das selbst Einheimische mich für verrückt halten ich nehme das einfach mal als Kompliment.
Immer bewusster wird mir auf was ich mich da einlasse. 14 Tage fernab jeglicher Zivilisation völlig auf mich alleine gestellt.
Warum mache ich das ja vielleicht frage ich es mich nochmal. Als das Flugzeug mit dem ich nach Moskau geflogen bin in schwere Turbulenzen geriet gerieten die anderen Passagiere in allgemeine Panik. Ich nicht. Es war fast schon erschreckend für mich wie sehr ich es das rütteln und schaukeln genossen habe, die Möglichkeit das es gleich vorbei sein könnte löste bei mir keine Angst mehr aus sondern einen Schwall an endorphinen.
Dann ist es das vielleicht, ich fühle mich erst richtig lebendig wenn ich dem Tod näher bin.
Schmerzen sowohl körperlich als auch die psychische Belastung der Sorge ums überleben genauso wie der Kampf mit der Einsamkeit ist das was mir bevorsteht in den nächsten zwei Wochen.
Warum mache ich das, ja ich denke ich brauche es einfach ein bisschen härter als andere Menschen um mich zu spüren.
So genug rumphilosophiert.
Morgen geht es los, ich bin verdammt Heiss auf die nächsten zwei wochen, und eigentlich ist es schon fast egal was passieren wird, wenn ich es heil überstehen kann es kann nur eine hammer Erfahrung werden.