Der Weltenwandler: Mauretanien Expedition 2020 (Film und Kurzgeschichte)

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Der Weltenwandler – Kurzgeschichte (17 Seiten: geschrieben unter Wüstenhimmel. Lektorat und Veröffentlichung im Land der Dichter und Denker)

Weltenwandler wandern weil… Ja warum eigentlich? Man kann sich auch verfahren beim wurzeln schlagen. Aber erfahren wird man das wohl erst wenn´s zu spät ist. Ein Held wirst du nicht allein durch Fleiss und wandelst auch nicht die Welt mit deinem Geld. Und da ich das weiss, steck ich all mein Schweiss und Blut in diese Zeilen. Und sei auch Geld und Ruhm nicht mein ist nichts vergeblich, wenn ich weiss das dich mein Wort erreicht, erhellt mich das erheblich. Drum leb ich, drum geh ich.

Ziemlich genau ein Jahr ist es nun her, dass wir das letzte Mal hier waren: Ad- Dakhla am südlichen Ende der Westsahara. Und wieder sitze ich hier auf  dem Felsen oberhalb des k25 mit meinem letzten Bier für die nächste Zeit und schaue in das leuchtende Rot des Sonnenunterganges – kaum verwunderlich, dass dies alles mir hier wie ein Déjà-vu vorkommt. 

Wir sind wesentlich erfahrener als letztes Jahr, wir wissen im Groben auf welche Landschaftsgebiete und Distanzen wir uns einlassen. Afrika lässt immer einen Überraschungsfaktor offen. Aufregung, vor allem was die Zugfahrt und die Tour angeht, ist trotzdem mehr als genug da. Zu Fuß und nur wir beide durch die endlosen Dünenkämme und Hochebenen – immer wieder, wenn wir Leuten von der Planung, der Wassermenge, Distanzen und dem ganzen Unterfangen erzählen wird mir immer mehr klar wie waghalsig das Ganze werden kann.

Eine dunkle Vorahnung? Vielleicht ist es auch der Wunsch danach der Erfahrung der Endlichkeit ins auge zu blicken.

Ein auf die Probe stellen ob und wofür es Wert ist hier zu sein. Wenn es darum geht an Psychischen und Physischen Grenzen zu gehen, liege ich mit so einem Vorhaben hier auf jeden Fall richtig. 

Warum wir uns das eigentlich schon wieder antun? Trampen, der Grenzübertritt, der Zug, endloses Warten in der Hitze, warten, warten, warten, mit der Aussicht darauf noch länger zu warten, um irgendwann in ein paar Tagen völlig erschöpft anzukommen. Nun eine gute Sache hat das Ganze: unsere Nervenstränge sind vorgedehnt und das werden wir für das was vor uns liegt brauchen. Ein weiteres Mal haben wir die Fahrt im Eisenerzzug, diesem Stahlmonster, überstanden. Das grosse Adrenalin der Jungfernfahrt ist gewichen, aber umso bewusster konnte ich es diesmal erleben.

“Zu laut um zu schlafen, zu erschöpft um wach zu bleiben. 

Ein merkwürdiger Trancezustand überfällt mich, unter tosendem Lärm mit dem Knirschen von Saharastaub zwischen den Zähnen werden wir vermummt, in unserem Bett aus Stahl unter dem Sternenhimmel in den Schlaf geschaukelt. 

Verliere mich in Träumen und Gedanken, um immer wieder durch einen gewaltigen Rumms in einem Raum aus Lärm und Metall zu erwachen – nichts scheint mehr, wie es ist, auf dieser Zugfahrt zwischen den Realitäten. Eine Welt für sich zwischen den Schienen, die uns tragen durch das endlose Nichts der Wüste, durch das Meer aus Staub und Sternen.”

Diesen Text habe ich im Halbschlaf mitten in der Nacht in mein Handy getippt, es fiel mir schwer durch den Turban, den ich mir ums Gesicht gewickelt habe, überhaupt etwas zu sehen, aber ich wusste, wenn ich es jetzt nicht aufschreibe und wir erst einmal angekommen sind, wird es weg sein. Das Klirren des Stahls, das Rumsen, die Kombination mit Schlafmangel und Erschöpfung oder doch eine Art Magie der Wüste, was auch immer mich in diesen Bewusstseinszustand geführt hat, hat auch Mark gepackt, denn auch er sprach am nächsten Tag von dem Gefühl in andere Welten abgedriftet zu sein.

04.02.2020

Das Warten hat ein Ende. Nach etwa einer Woche, seit wir aus Marokko gestartet sind, haben wir Atar, den Startpunkt unserer Tour erreicht und da sehen wir sie schon, die Berge des Adrar Gebirges. Von weitem zeichnen sich im Dunst des Harmattans

hinter den Strassen der belebten kleinen Stadt bereits die ersten schroffen Felskanten ab. 

Einem Spielkind wie mir machen sie schon von weitem Lust ihre Canyons zu erkunden und ihre Berge und Hochebenen zu erklimmen und genau das soll auch der Start unserer Tour sein. Durch die Berge suchen wir uns einen Weg bis zur Terjit Oase, einer der wenigen Orte der Gegend, die touristisch für mauretanische Verhältnisse gut besucht sein soll. Nach der Eisenerzzugfahrt fühle ich mich ausgelaugt – schon vorher hatte ich das Gefühl, das sich eine Grippe ankündigt. Ich hätte auf meinen Körper hören sollen. So eine schlaflose Nacht im windigen Container des Zuges und das durchrütteln waren wohl zu viel Kampf für die Abwehrkraft meines Körpers.

Nach vier Tagen Dauerschlaf auf dem bab Sahara Camping in Atar fühle ich mich immer noch sehr schwach. Nur ein Verrückter würde doch mit einer nicht ausgeheilten Grippe auf so eine Tour starten, na zum Glück scheine ich ja schon einen Schuss weg haben zu müssen, um überhaupt hier zu sein. Der Weg bis nach Terjit sollte zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen und in der Oase führt Im Zweifelsfall eine Asphaltstrasse zurück in die Zivilisation, ein Exit Point falls es mir nicht besser geht. Ansonsten glaube ich daran das mein Körper beim Wandern gesund wird, hat er bisher immer getan und was bleibt mir anderes übrig, ich habe diesen ganzen Weg nicht auf mich genommen. Nur um auf einem Campingplatz im verdammten Atar rumzuhängen. 

Neueren Informationen der Einwohner zufolge soll es im Südwest Adrar, unserem Zielgebiet im November erst das letzte mal geregnet haben, die Gueltas (Wasserlöcher) sind voller Wasser und in einigen der Oasen soll man sogar Grundnahrungsmittel nachkaufen können. “Verdammt das ist ja jetzt fast zu einfach, müssen wir die Route wohl nochmal in abgelegeneres Gebiet verlegen um richtig einen drauf zusetzen”, spotte ich. “Abwarten” meint Mark “Wir kriegen schon unser Fett weg”. Und tatsächlich liegt die durchschnittliche Tagestemperatur  bereits bei 36 Grad. Letztes Jahr um diese Zeit waren es gerade mal 30, dazu noch mit Erkältung und die Rucksäcke werden durch Mengen von bis zu 15 Liter Wasser ganz schön schwer, mit einem Untergrund aus Weichsand gibt es da eigentlich nicht mehr viel draufzusetzen. 

Heute ist zum ersten Mal der Himmel klar und von weitem können wir die Felsgipfel, die den Start unserer Tour markieren, deutlich sehen. Die Berge rufen! 

In Mauretanien ist jedes Auto ein Taxi. Und so lassen wir uns wie gewohnt von einem uralten Schrott Mercedes ein paar Kilometer Richtung Westen aus Atar heraus bringen und an der Straße nah am Fusse der kantigen Felsen des Hauptkamms des Adrar absetzen. Extra früh sind wir aufgestanden, so wie wir es ab jetzt immer tun werden, um der Mittagshitze zu entgehen. Canyons sind meine Lieblingslandschaften der Wüste, und dieser hier bestätigt es mir mal wieder. Felswände ragen links und rechts auf und wachsen zu majestätischen Tafelbergen heran. Hinter einer Kurve wächst auf einmal sattes Grün und die Steine an einem der Kämme färben sich rot wie Ziegel. Am Ende eines Seitenarmes des Canyons soll der Aufstieg sein, zumindest lassen dies die Höhenlinien auf den Karten und Satellitenbilder vermuten.

Als wir an das Ende des Armes ankommen sehen wir von weitem das typische glatt abgeschliffene Gestein am Rande einer Kante, was auf einen ausgetrockneten Wasserfall hinweist. Ein idealer Platz für ein Guelta! Wasser finden wir zwar nicht angestaut in einem Becken aber dafür tröpfelnd aus kaltem Moos unterhalb des trockenen Wasserfalls: besser als nichts. Der Kalk hat hier bizarre Formen im Fels gebildet, faszinierend und voller Leben, Vögel, Echsen und Insekten. Ein Hirte mit seinen Ziegen kommt vorbei und lässt sie an der Quelle tränken.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause müssen wir langsam mal überlegen, wie es weitergeht. Heute noch weiter oder doch lieber morgen? Erst einmal rauf auf die Berge oberhalb des Wasserfalls. Mit dem Fernglas versuchen wir den Aufstieg zu erspähen, der uns auf das Hochplateau und schließlich ins nächste Tal zur Oase bringen soll. 

Der steile Aufstieg in der Mittagshitze ist anstrengend und geht auf den Kreislauf, es ist wirklich wunderschön hier oben, aber wo zur Hölle ist dieser Aufstieg? 

Nach aller Erfahrung mit Wüstengebirgen in Marokko hat sich uns die Regel eingebrannt das es immer einen natürlichen Aufstieg gibt, meistens sogar alle paar hundert Meter. 

Nun scheint als hätte es das Adrar Gebirge ebenso wenig mit Regeln wie ich. Kein Aufstieg nur glatte Kanten: keine Chance mit schwerem Rucksack ohne Kletterausrüstung. Dieses Hochplateau wird wohl seine Geheimnisse für sich bewahren. Dafür war das Tal oberhalb des Wasserfalls so unberührt und abgelegen, nicht einmal ein Ziegenpfad führte hindurch. Klar warum sollte man sich auch die Mühe machen da hoch zu klettern.

Ein wenig zerknirscht machen wir uns am nächsten morgen auf den Rückweg zur Straße. Tatsächlich zeigt sich auch auf dem Rückweg keinerlei Aufstiegsmöglichkeit und selbst wenn wir jetzt eine finden würden, wäre unser Wasser bis zur Oase unglaublich knapp kalkuliert, vielleicht ist es also besser so. 

Statt ein Fußmarsch durch die Berge bringt uns, nach kurzer Wartezeit an der Straße mit herausgehalten Daumen, nun eine rasante Fahrt durch den geschwungenen Asphalt auf der Ladefläche eines Pick-Up’s in die ersehnte Oase. 

Die Terjit Oase, ein Paradies von Grün mitten in der Wüste. Von ein paar geführten Touristengruppen, meist europäische Rentner, die direkt aus der Hauptstadt hier angekarrt werden, lasse ich mich angesichts dieses natürlichen Bades kaum stören. 

Nicht nur die Oase selbst sondern auch der Weg von unserer Herberge zu den Thermalquellen scheint ungewöhnliche Begegnungen anzuziehen. Mark hat hier seinen ersten Heiratsantrag von einer Dorfschönheit bekommen und ich bin immerhin fast Moslem geworden. 

Ein paar wohlbeleibte Gottesfürchtige Pakistanis bleiben wohl aus religiösen Gründen für ein paar Monate in der kleinen Oase. Mit einem der freundlichen bärtigen Männer mit Jelaba und weißer Kappe komme ich auf den Weg zu den Quellen ins Gespräch. Christ bin ich ja, zwar nicht gläubig in dem Sinne aber das brauche ich ihnen ja nicht erzählen. Christentum fänden sie super, kriege ich mit einem Lächeln zurück, ob ich ein wenig Arabisch kann? Nein da muss ich passen sorry, aber versuchs doch mal, Ilaha il Allah fange ich an dem Bärtigen nach dem Mund zu reden. Moment mal ist das nicht das Glaubensbekenntnis? Einmal braucht man es nur aufsagen unter Zeugen des Glaubens dann ist man selber Moslem. “Sorry aber wenn ich Moslem werde, dann nicht mal eben, auf dem weg zum Baden”, witzele ich, amüsiert gehen wir zusammen in Richtung der Quellen, während der Mann mir in einem Kauderwelsch aus Pakistani, Englisch und Arabisch Koranverse erklärt. Das ich so gut wie nichts davon verstehe, findet er wohl gar nicht schlimm, trübt die heitere Stimmung des Gesprächs aber nicht.

Ob wir mit ihnen Abendessen wollen? Na wenn das kein heiliges Abendmahl wird. “Wir haben schon eingekauft und Abendessen vorbereitet, vielen Dank.” Sicher hält es für eine Ausrede, tatsächlich wäre ich gar nicht mal so abgeneigt, sowohl dem kulinarischen Genuss eines Pakistanisch/Mauretanischen Abendessens als auch dem Konvertieren. Scheint wohl, als hätten unsere Essenspläne letzteres für heute durchkreuzt, Allahs Wege sind unergründlich. 

08.02.2020 15:34 Tag 3

Schon wieder suchen wir in der Mittagsstunde Schatten zum Schutz vor der sengenden Hitze. Heute morgen haben wir die Terjit Oase hinter uns gelassen. Dieses Paradies aus fließendem Wasser, sattem Grün, Thermalquellen und feuchtem Moos hat uns einen Tag lang Einlass gewährt, Bilder die immer noch nachwirken und in der Trockenheit der Hochebene zum Träumen verleiten. Die Landschaft ist viel weniger karg, als die Satellitenbilder haben vermuten lassen. Die Hochebene ist gut bewachsen mit immer wieder vereinzelten Sträuchern und Akazien. Die Felsen haben merkwürdige Pilzformen, alles erinnert uns an letztes Jahr. An die Landschaft des Tarragant ein paar hundert Kilometer südlich. 

Auf unserer Karte ist keine Piste eingezeichnet, kein Weg, der Abstieg in das Valle Blanche, das weiße Tal, durch den Canyon ist ein Experiment. Ich liebe Experimente. 

Wieder einmal sind wir mit sieben Litern Wasser pro Person bewaffnet. Warum wir nicht dazu lernen, wo wir doch schon beim letzten Mal so knapp bemessen waren? Gute Frage, schwer schleppen mit dem ganzen Essen und Wasser müssen wir aber trotzdem, ca. 25 kg wiegt der ganze Spass auf unserem Rücken. Der Abstieg ins Tal ist eine Kraxelei, der Pfad hinunter hat irgendwann einfach geendet und ist in ein grobes Geröllfeld übergegangen.

Eines imposantes Felsschauspiel begleitet uns auf diesem Weg hinab. Riesige Säulen aus Stein, angelehnt an eine Felswand, die aussieht als müssten sie jeden Moment umfallen, ein gigantischer Überhang, dessen Form mich schwer an die laufenden Kampfroboter aus Star Wars erinnert.

Mit dem Gewicht auf dem Rücken in der Mittagshitze ist der Weg brutal. Das Wasser wird sehr schnell knapp, zu knapp, um es bis zur Oase zu schaffen, wird schnell klar. Was haben wir uns da nur wieder eingebrockt. Auf der Karte steht im Valle Blanche ein schwer zu interpretierendes “puits de eau” “Wasserquellen”, auf das wir uns jetzt verlassen müssen. Wie wir von letztem Jahr wissen, können diese hier manchmal nur aus einer im Sand versenkten Tonne bestehen, wenn sie denn überhaupt noch existieren. Die einzigen Karten, die es für dieses Gebiet gibt sind Karten der Französischen Armee aus den 70ern. 

So nah scheinen die weißen Dünen des Tals, so fern der Brunnen der mit dem Fernglas einfach nicht zu sehen ist. Ein paar Kilometer bevor der Canyon uns ausspucken würde, kapitulieren wir vorerst vor der Hitze und machen Pause.

Ein paar Palmen lassen von weitem eine Wasserstelle erahnen und tatsächlich, ein kleines Rinnsal drückt Flüssigkeit in eine schmutzige Pfütze, Halleluja, na besser als nichts.

Einen Liter dreckiges Notfallwasser füllen wir aufwendig in eine Plastikflasche und verbringen den Nachmittag in einer Blase der Unsicherheit an diesem kläglichen Wasserreservoir. 

Als der frühe Abend langsam erträgliche Temperaturen zum Laufen schickt, führen wir unseren Weg vor in Richtung Weißes Tal. Kein Brunnen weit und breit. Dieses unangenehme Gefühl im Nacken, dieses Sticheln im Hinterkopf, die ständige Sorge darum, ob uns das Wasser ausgeht, ich sollte mich an diesen Begleiter gewöhnen. Wie viel Wasser haben wir noch? Wie viel haben wir getrunken? Wie weit sind wir damit gekommen und wie weit könnte es im schlimmsten Fall noch bis zur Oase sein. Zwei Liter haben wir jetzt noch jewails in unseren Rucksäcken. Ein Witz, wenn wir bedenken, bei diesem Wetter noch ca. 30 km bis zur el-Gleitat-Oase zu laufen. 

Die einzige Möglichkeit wäre es den Vollmond zu nutzen und in der Kühle der Nacht durchzulaufen. In diesem fall dürften wir auch kein Wasser mehr zur Essenszubereitung verschwenden. Weiter laufen, und entweder ankommen oder auf halbem Weg umfallen. 

Schwarzer Rauch steigt hinter großen weißen Dünen auf. Ein ziemlich dramatisches Bild, aber nein es war nicht metaphorisch gemeint, eine riesige schwarze rauchwolke, ein paar Minuten später ist sie weg, na hoffentlich ist da keiner verunglückt. 

Zumindest deutet schwarzer Rauch ziemlich eindeutig auf andere Menschen hin. Schon bald wird es dunkel und ich akzeptiere fast ohne Abendessen und bis zur Erschöpfungsohnmacht laufen zu müssen. Als wir die Düne erklimmen, hinter der der Rauch aufgestiegen sein muss, dann endlich die Erleichterung: Strohhütten und sogar ein Lehmhaus sind gar nicht allzu weit weg mit dem Fernglas erkennbar. Ein freundlicher Mann im traditionellen Daraa zeigt uns den Weg zum nächsten Brunnen. Wasser! Wir haben Wasser! 

Ein Rausch des Glücks, was für ein Gefühl, so viel Wasser trinken zu können, wie man will. Wasser schütten wir uns über unsere Köpfe. Als der Vollmond über dem weißen Tal aufgeht, ist unsere Euphorie nicht mehr zu stoppen, einfach nur Glück dieses durchsichtige Zeug bei sich zu wissen, an einem Lagerfeuer zu sitzen, zwischen gigantischen Canyons und majestätischen Dünen im taghellen Licht des Vollmondes. Wann habe ich Zuhause das letzte Mal so ein stilles Glück empfunden? Und hier, einfach ausgelöst durch ein bisschen Wasser. Ja die Wüste setzt die Bedürfnisse auf Null. Wasser ist Glück, so fühlt sich das pure Leben an, das muss der Urzustand menschlichen Seins sein. 

Und das Glück geht weiter. Die El Gleitat Oase, unser nächstes Ziel, lässt auf sich warten. Ein gigantischer Palmenhain auf halbem Weg lädt zum VVerweilen ein und so verringern wir die Tagesdistanzen, wir haben alle Zeit der Welt, genug zu essen und können wahrscheinlich sogar welches nachkaufen. 

Wasser fliesst die Steine hinunter und unterhalb der Oase bildet sich ein Guelta in dem man baden kann. So ein Paradies das noch nicht einmal grosse Erwähnung findet in unseren Karten.

Der Weg zum Amazmaz Guelta scheint unter diesen Umständen, der ungewöhnlichen Hitze und immer wiederkehrenden Durchfall und Schwächezuständen unsererseits kein leichtes unterfangen. 

Mark hat gestern ungereinigtes Wasser aus der schmutzigen Pfütze unterhalb der Palmen getrunken. Das diesen Saumagen, der selbst Amazonas Wasser ohne Desinfektion verträgt, noch irgendwas aus der Bahn wirft, hätte ich wirklich nicht gedacht, aber scheint wohl so. Bleibt nur zu hoffen, dass es ihm morgen besser geht und wir unseren Weg fortsetzen können, Ungewissheit, wie es weitergeht, sind wir ja schon gewohnt. Der schlimmste Ort, zum Pause machen, ist es hier zwischen den Palmen und Gueltas jedenfalls nicht. 

09.02.2020 21:54

Es ist Nacht, aber der Vollmond erleuchtet alles um mich herum taghell. Eine Palme raschelt im Wind, ein Grille zirpt und hinter mir plätschert ein Bäuchlein dieses heiligen Nass, dieses Lebenselixiers in ein felsenernes Becken. Langsam lasse ich mich hinein gleiten und tauche unter, alles wird still, alles wird eins. Als ich mich aus dem Wasser erhebe und mich im warmen Nachtwind trocknen lasse, kann ich mein Glück kaum fassen. Es ist lange nicht immer so wie jetzt, das ich mich so einlassen kann, so ganz und gar hier sein und geniessen kann, was für ein Geschenk, wie es wohl weitergehen wird? Fast schon egal, alleine bis hierhin hat sich alles gelohnt. 

Der Weg in die El Gleitat Oase ist kurz, Mark geht es immer noch nicht gut, also ist klar, das wir erst einmal hier bleiben werden und schauen, wie es weitergeht, er spricht sogar schon von Abbrechen und zurück Fahren nach Atar. “Ich werde weiter machen, so oder so”, entgegne ich ohne nachzudenken. Lange war ich nicht so im Hier und Jetzt einer Tour, es ist nicht der Stolz, der mich am Plan festhalten lässt, ich bin einfach nur im flow. 

“Ein Esel”, sagt Mark, “was?” “Ein Esel wäre ein Kompromiss, nicht so teuer wie ein Kamel, aber er könnte auch Wasser schleppen, es wäre wesentlich weniger anstrengend und weniger gefährlich”. “Weniger anstrengend und gefährlich” wiederhole ich leise für mich selbst. Ein wenig Blut geleckt zu haben scheine ich schon. Nach der Situation im Valle Blanche drängt es mich so sehr noch weiter an die Grenzen zu gehen, dass diese Worte schon fast Enttäuschung auslösen. “Naja bevor ich es gar nicht zum Amazmaz Guelta schaffe, gehe ich lieber mit Esel” insistiert Mark und wenn ich mich in seine Lage versetze kann ich nur zustimmen.. 

Als wir in einem kleinen Dorf aus einfachen Strohhütten und Stoffzelten neben der El Gleitat Oase ankommen, werden wir freundlich empfangen. Frauen breiten ihre Souvenirs vor uns aus, ein Mann namens Daa, der ein wenig französisch spricht lädt uns zu sich ein, ausserdem kann er uns auch zum Guelta und zu den Felsmalereien führen. 

Das lassen wir uns nicht zweimal anbieten, ein weiteres Paradies wird uns von dem wohlgenährten Mauren vorgeführt, warme Thermalquellen ergiessen ihr königliches Nass zwischen glattem Granit. Wenn ich daran denke, dass wir letztes Jahr über einen Monat kein Wasser gesehen haben, das nicht aus einem Plastikkanister, kommt wird mir ganz trocken. 

Sogar Fische soll es hier geben, klar wahrscheinlich wenige Zentimeter große denken wir uns, entdecken aber bei längerem beobachten Welse von Unterarmlänge. Wie zur Hölle sind die denn hierher gekommen, offensichtlich aus einer Zeit, zu der es hier noch mehr Gewässer gab sprich mindestens vor 10.000 Jahren. Vielleicht also sogar eine Isoliert lebende Unterart? Lange sitze ich auf einem Fels mit den Füssen im Wasser am kristallklaren blau und beobachte die Fische immer wieder an  wie sie unter mir hindurch schwimm. Hätte man jetzt mal eine Angel und einen Biologen dabei

Hier könnte man es eine Weile aushalten. Nach unserem Guelta Ausflug gehen wir zurück in Daa’s großes Zelt, zum Tee trinken mit einigen Männern und Kindern. 

Nach anfänglichem Misstrauen meinerseits gegenüber den finanziellen Absichten unserer Gastgeber lockert sich die Lage. Sie wollen kein Geld für ihre Gastfreundschaft, “gebt uns soviel ihr wollt, wenn ihr geht, und wenn ihr nichts habt, gebt nichts” . Na Gott sei Dank. Zu schade wäre es doch diese Erfahrung mit Feilschen über den Preis der Übernachtung zunichte zu machen. Aus der Nachbarhütte klingt Musik, die Frauen scheinen ihren Spaß zu haben, man hört Trommeln und Gesang. Als ich meine Russische Maultrommel, dieses kleine Instrument mit dem Kaugummi-Sound, raushole und anfange zu spielen, bricht großes Gelächter aus. Als der kleine Junge des Gastgebers auch noch durch den ungewohnten Klang des Instruments in Tränen ausbricht, Kugeln sich alle vor Lachen. Maultrommel macht Erwachsene lustig, Kindern angst, ist verbucht, also mache ich mit der Flöte weiter. Einer der Männer im traditionellen Gewand fängt an zu tanzen, einer zu singen und der andere gibt schallende sing sang Laute im Rhythmus von sich, das nenne ich mal eine Stimmung.

Bald schon ist es Abend und wir dürfen uns unseren Esel anschauen gehen. Ein schönes Tier, 80 kg maximale Tragkraft und wenn man will, soll er bis zu 40 km am Tag schaffen, unser Freund soll uns gerade mal 20 Euro für eine Woche kosten. 

Viel von den Verhandlungen kriege ich nicht mit, da der Nachwuchs des scheinbar ganzen Dorfes bereits auf uns aufmerksam geworden ist und ich nun alle Hände voll damit zu tun habe Kinder zu bespaßen. An den Händen durch die Luft gewirbelt zu werden, finden Kinder überall auf der Welt toll habe ich festgestellt. Zum Ende des Abends werden wir noch einmal mit gekochter Ziege, Hirse und Gemüse vollgestopft. Nachdem wir gestern noch eigene Teller hatten, essen wir heute zusammen mit dem Gastgeber aus einer Schüssel, mit der Hand versteht sich.

Ich sitze kurz nach Sonnenuntergang oberhalb des Dorfes auf einem Felsen, höre Musik und spiele die Bilder und Erlebnisse des Tages noch einmal vor mir ab, während der Erg Amatlich, diese unbezwingbar wirkenden Dünen im letzten Restlicht des Tages schimmern. Die Lebensfreude, diese Stimmung, die hier herrscht, diese Herzlichkeit und Gastfreundschaft, ja auch das kannte ich schon von letztem Jahr aber beeindruckt und berührt mich wieder ganz von neuem. Vor dem Schlafengehen kriege ich ein Glas Milch, noch warm und frisch von der Ziege, bevor ich tief erfüllt und völlig K.O. In den Schlaf sinke. 

12.02.2019 16:16

Mark kehrt zurück nach Atar. Die letzten paar Stunden verbringen wir gemeinsam in dem Zelt mit dem improvisierten aber bombenfesten Gestänge aus mit Paketband verbundenen Akazienstämmen umspannt mit zusammengenähten alten frauenkleidern. Die Frau unseres Gastgebers Daa bringt am frühen Nachmittag die gewohnte riesen Portion Hirse mit Gemüse und Ziegenfleisch. 

Marks Entscheidung die Tour abzubrechen fiel ihm sichtlich schwer, aber er hat Recht, was bringt das hier mit einem schwankenden Gesundheitszustand auf so einer Tour, überflüssig zu sagen, dass er ganz schön zerknirscht ist. Meine eigene Grippe hat sich entsprechend meiner Prognose im Sand verlaufen.

Von hier, der Oase, fahren immerhin noch Autos direkt von Atar hin und her. Ich sortiere noch einmal meine Ausrüstung aus. Einen riesen Packen Nudeln, Reis und Couscous gebe ich unserem Gastgeber mit, einen Beutel aussortierten Kram soll mark in Atar auf dem Campingplatz für mich hinterlegen, mein Rucksack ist jetzt ein ordentliches Stück leichter. Zwischen mir und dem Amazmaz Guelta, dem Ziel der Tour sind es gerade mal 50 wegkilometer. Wenn man bedenkt, welche geringen Strecken uns bereits in den letzten Tagen beinahe aus den Latschen gehauen haben,sehe ich diese Strecke mit ganz neuem Respekt. 

Der schwere Rucksack, der Weichsand, die Sonne und Hitze machen den Rest. 7 Kilometer von hier bis zu El Meddah Oase, 20 weitere bis nach Tanamrourit, wo es nach Aussage von Daa einen Brunnen geben soll. Weiter 20 Kilometer von diesem Brunnen dann das Amazmaz Guelta. Die ganze Strecke geht durch Sand, das Wetter ist trüb, der Harmattan weht ungewöhnlich stark und die Sicht geht teilweise nur ein paar hundert Meter weit. Den ganzen Tag warte ich bis es wieder kühler wird und ich starten kann. Warten, Ausrüstung abermals checken, Karten vergleichen, nochmal Ausrüstung checken, warten warten warten. 

Papierkarten mit den wichtigsten französischen Übersetzungen auf der Rückseite gekritzelt, das Essen habe ich aufs Minimum reduziert, wenn es leer ist und nichts kaufen kann dann esse ich eben nichts, besser als unnötig zu viel zu schleppen. 

Eine Menge Schlangen soll es in der Gegend geben und oft sollen die ungewöhnlich hohen Temperaturen im Februar mit starken Sandstürmen einhergehen. Auf der anderen Seite habe ich mein GPS Notfallgerät und kann aus der Oase jederzeit Hilfe kommen lassen, die Strecke ist relativ einfach zu finden und es wohnen weitaus mehr Menschen in dieser Gegend als ich gedacht habe. Am Amazmaz-Guelta selber soll es neuerdings sogar eine Auberge, eine Herberge geben, so viel zu unserem Ende der Welt, das wir auskundschaften wollen. Es bleibt allerdings zu vermuten, daß die Canyons nahe des Guelta ähnlich wie die Canyons nahe Atar kaum Menschen gesehen haben. 

Von Anfang an war es ein wenig enttäuschend zu hören, dass die Gegend viel dichter besiedelt ist und sogar touristisch ein wenig frequentiert ist. Die Menschen hier in der Oase scheinen weisse jedenfalls gewohnt zu sein, ein paar Frauen haben direkt bei der Ankunft versucht uns die klassischen Souvenirs anzudrehen.

Ausländer, die hier mit dem Rucksack rumlaufen, ohne Guide und ohne Kamel oder Geländewagen, wurden hier allerdings auch noch nie gesehen. Es scheint wohl einfach die Regel zu sein in der Wüste, da wo Wasser ist, sind auch Menschen, mich soll es nicht mehr stören ein wenig Gesellschaft zu haben, bei der Gastfreundschaft lässt es sich doch mehr als aushalten. Viel größer ist der Reiz geworden mich wieder den Elementen auszusetzen, der Sorge um Wasser, dieser existenziellen Sorge und der Erleichterung, wenn man es endlich gefunden hat, das Spiel mit dem Leben als Einsatz, dass alle Emotionen mit einbezieht und auf null setzt. Nichts zählt mehr außer Wasser haben oder nicht haben, ich liebe dieses Spiel. 

Der erste Abend alleine. Stille. Diese Stille. Nicht das Mark und ich immer geredet hätten, aber die Gewissheit, dass diese Stille und nur diese Stille von jetzt an mein ständiger Begleiter sein wird, ist etwas anderes. Kaum bin ich alleine, fangen die Gedanken in meinem Kopf an sich an mehr zu drehen und ich suche nach Ablenkung. Sich auf die Stille einlassen, das geht sicher und oft genieße ich sie, aber 24 Stunden am Tag… 

Obwohl es das erste Mal ist, dass ich in Mauretanien alleine unterwegs bin, fühlt es sich an, als hätte ich in meinem Leben nie etwas anderes gemacht. Ich liege hier auf meiner Isomatte zwischen sanften Dünen und Akazien unter dem Sternenhimmel und es fühlt sich an, als würde ich in meinem Wohnzimmer rumliegen, so ganz natürlich und richtig, das unterwegs Sein scheint mittlerweile wirklich zu meinem Zuhause geworden zu sein. 

14.02.2020

Der Weg führt mich entlang einer Geländewagenpiste durch das grosse Tal zwischen dem erg Amatlich zu meiner Rechten und Felshängen zu meiner Linken, die erstaunlich dicht von Bäumen bewachsenen sind. Brunnen, vereinzelte Hütten und Nomadenzelte liegen alle paar Kilometer auf der Strecke. Weit weniger abgelegene Wildnis als ich erwartet hätte, aber schön zum genießen und treiben lassen. Immer wieder werde ich ein wenig unruhig in der Stille, Gedanken drehen sich im Kreis. Mehrere mehrstündigen Playlist mit ambient Musik, die ich vorsorglich heruntergeladen habe, retten mich durch die Eintönigkeit des Tages. Immer wieder begegne ich Kamelen auf meinem Weg, Mütter mit Fohlen laufen neben mir her, eine ganze Herde begleitet mich sogar eines Abend für ein paar Stunden, bevor ich mein Camp in einem überraschend schattigen Dornenwald nahe eines Brunnens aufstelle.

15.02. 2020

Wie lange ist es eigentlich her, dass ich losgelaufen bin? Wie viel Uhr haben wir? Welcher Tag ist eigentlich, welches Jahr? Völlig egal. Zeit bemisst sich nicht mehr in Tagen oder Stunden sondern nur noch in Litern Wasser und Portionen Reis, die ich in meinem Rucksack trage. Am Morgen, wenn ich loslaufe, kann ich in der Ferne häufig schon sehen, wo ich Abends ankommen werde. Ich bin langsam und lebe nur von dem Bisschen, was mein Rucksack her gibt. Es scheint, als läge die wahre Freiheit liegt im Limitieren.

Am späten Nachmittag komme ich in Tanamrourit an, dem letzten Dorf vor dem Amazmaz Guelta. Als ich bei einem der Hütten nach Wasser frage, füllt ein Nomadenmädchen mir meine Kanister aus einer Art Wasserbett mit Zapfhahn auf. Auf einem kleinen Hügel neben dem Dorf genieße ich die Aussicht, vergleiche Karten und GPS-Punkte mit der Landschaft und nehme den ersten Schluck vom Wasser. Zum kotzen, das ist ja als hätte man Plastik darin aufgelöst, und so etwas trinken die hier?! 

Als ich zurück ins Dorf gehe, um nach genießbaren Wasser zu suchen, scheint gerade die Schule aus zu sein und hinter mir bildet sich eine riesige Traube von neugierigen Kindern. Es scheinen wohl nicht so oft weiße in das Dorf zu kommen. Auch der Chef des Dorfes kommt bald und begrüßt mich, fragt wonach ich suche und schon bald sind meine Wasservorräte frisch aufgefüllt, mit dem feinsten Wasser des aus dem Reservoir des Dorfoberhauptes. 

Seine Handynummer soll ich auch noch mitnehmen, falls etwas ist, langsam kann ich mich ja nicht mehr retten vor Notfallkontakten. 

Gerade einmal einen Nachmittag brauche ich bis zum Amazmaz Guelta, einen Nachmittag in der Gluthitze der Wüste, aber das Bild der großen Wasserbecken, in die ich mich reingleiten lassen kann, motiviert und lässt das Gefühl, dass mein Gehirn zwischen Turbanstoff Dampfgegart wird, erträglich werden.

Die Herberge, von der ich gehört habe, existiert tatsächlich in Form von ein paar Strohhütten und einem Schild. Dort steht das eine Gebühr zum Betreten des Gueltas 200 Ugya, umgerechnet 5 Euro, betragen soll. Na das hat sich ja ein Genie ausgedacht: hier am Ende der Welt ein Schild hinstellen und dann Geld für nichts verlangen. Da scheinbar niemand da ist, ignoriere ich das Schild und gehe weiter. 

Das große Guelta lässt mich die Auberge bald vergessen. Kalt, das Wasser ist eiskalt, zumindest fühlt es sich so an. Das schmale S – förmige Tal scheint eine Art Windkanal zu sein, das die Aussentemperatur um die Hälfte weniger erscheinen lässt und auch das Wasser abkühlt. 

Ein paar Meter oberhalb des Gueltas liegt ein großer Felsüberhang, der mir schon von Weitem ins Auge springt. Improvisierte Stufen kraxele ich hinauf, bis das Bild sich vervollständigt. Eine art Höhle, über und über voll mit Petroglyphen, Felsmalereien aus der Steinzeit. Voller Bewunderung laufe ich umher, Abbildungen von Ornamenten, Tieren, Menschen.

Ein paar Kippenstummel und Feuerstellen deuten darauf hin, dass auch schon andere Homo Sapiens in näherer Vergangenheit diesen Ort als Lagerstätte genutzt haben, ich habe also kein schlechtes Gewissen hier mein Lager zu errichten. Im warmen Licht meines Lagerfeuers am Rande des Überhangs blicke ich nach oben auf die Zeichnungen. 

10.000 Jahre müssen einige davon alt sein, zu einer Zeit als die Sahara noch grün war und die Gedanken der Menschen wohl um nicht viel mehr gekreist haben, als um das täglich Brot und Wasser. Ist es nicht das, was ich auch hier suche, einfaches Leben zu leben, für ein paar Wochen um nichts geringeres aber auch nichts anderes zu bangen, als meinen Durst und meinen Hunger zu stillen.

Mit den ersten Sonnenstrahlen wache ich auf, blicke nach oben auf die Kunstwerke aus vergangener Zeit und fühle mich einmal mehr verbunden mit unseren Vorfahren.

17.02.2020

Nach Zwei Tagen am Amazmaz Guelta reiße ich mich auch von der Magie dieses Ortes los und mache mich auf, um die Geheimnisse dieser kargen Bergwelt oberhalb des Canyons zu lüften.

So leicht wäre es auf dem direkten Weg zurück nach Tanamrourit zu laufen, aber zu spannend sind die Fragen, was wohl in und hinter den Bergen liegt. Schon ein paar Kilometer hinter dem Canyon, den ich zum Aufstieg ausgewählt habe, finde ich das nächste Paradies aus grünem Moos und tropfendem Wasser, das in einen Bach und schließlich  in ein Guelta mündet. Schweren Herzens lasse ich auch diesen Ort hinter mir und steige auf in die karge Bergwelt, das endlose Felsenmeer einer Hochebene, karg und trist, erinnern mich an die Mondlandschaften von letztem Jahr und so etwas wie Heimatgefühle flammen auf. 

Es ist sehr windig und bewölkt heute, der einzige Grund, warum die Temperatur es überhaupt zulässt, bei diesem Wetter bis in die Nachmittagszeit herein zu laufen. Vom höchsten Punkt des flachen Gebirges kann ich bis in das nächste und übernächste Tal hineinblicken, endlose Weite, riesige Täler und Hochebenen, wie der auf der ich gerade stehe. Mit dem Fernglas erspähe ich östlich von weitem ein paar Nomadenzelte. Wo zelte sind, gibt es auch Menschen, gibt es auch Wasser. 

Häuser oder Hütten können gerne mal verlassen sein und der Brunnen ausgetrocknet, aber wenn Zelte verlassen werden, stürzen sie ein. Soll ich es wagen und weiter nach Osten gehen, so wie ursprünglich mit Mark geplant? Mich von Zelt zu Zelt vorarbeiten und beten, dass ich die Brunnen finde die in der Karte als Wasserführend eingetragen sind. Diese Gegend wird mir auch noch ihre Geheimnisse offenbaren, aber nicht dieses Jahr und nicht ohne Kamel.

Als sich unerwartet die Wolken lichten, schaue ich zu, dass ich schleunigst meinen Weg vom Hochplateau finde. Es ist kein einziger Baum weit und breit zu sehen, der mir Schatten spenden könnte.

30 km habe ich diesen Rucksack und all das Wasser jetzt durch die Berge geschleppt. Von zehn Litern Wasser habe ich bereits sechs getrunken und noch weitere 10 km sind es bis ins nächste Dorf. Ob der Abstieg ins Dorf wirklich möglich ist, ist ungewiss. Gerade einmal einen einzigen Müsliriegel und ein paar Cracker habe ich heute zu mir genommen. Das bisschen Wasser, dass ich noch habe, werde ich sicher nicht zum kochen verwenden.

Die Einheimischen haben behauptet, es gäbe keinen Weg durch die Berge vom und zum Amazmaz Guelta, auf dem Hinweg meine ich aber mit dem Fernglas einen recht sanft verlaufenden Kamm erspäht zu haben und habe die Koordinaten gespeichert. Alles kommt darauf an, ob dieser Abstieg existiert.

Wieder drehen sich Zweifel im Kopf, soweit Denken denn überhaupt noch möglich ist. Ich muss alle Konzentration zusammennehmen, um die Karte auf meinem Handybildschirm mit der Gegend abzugleichen und den Weg zu finden. Der Blutzuckerspiegel könnte im Keller sein, ist es wahrscheinlich auch, die Sonne senkt sich in bedrohlichem Abendrot Richtung Boden. Keine Zeit Pause zu machen, wenn es dunkel wird, bevor ich das Dorf erreicht habe, werde ich ohne Abendessen ins Bett gehen müssen und ohne zu wissen wie es weiter geht.

Worte schießen mir durch den Kopf, meine eigenen Worte. Ein Gedicht das ich vor ein paar Tagen geschrieben habe..

Du sagst du kannst nicht

Sehe dich verzweifeln

Wenn du über den Rand blickst

Sand sticht 

In den Augen

Die Dornen in deinen Füssen

Licht bricht

Im Schatten deines Verstandes

Was du nicht kannst

Weisst du noch nicht

Wenn die Sandalen

Dich nicht mehr tragen

Hast du die Wahl

Lass es los

leg dich auf den Boden und stirb

Ein letztes mal

Rufst du nach Gott

Und wie ich wanderte

Im finsteren tal

mit letzter Kraft 

Raffst du dich auf 

Dächer stürzen

Hinauf ging der weg

Aber wag ein Schritt zu viel 

Und du liegst im sarg

Bleichgesicht

Weiche nicht

Dem feind

Und spür

Ein letzter geistesblitz

Reinigt

Willkür

Steinigt dich

Macht geben verleiht macht

Was du nicht kannst weisst du noch nicht

Drum bleib wach

Schmerzen in den Beinen und Durst ignorierend kämpfe ich mich bis zur Kante vor, bis im letzten Licht der Dämmerung ein Steinmännchen erscheint. Er markiert einen Pfad, der auf einem sanft geschwungenen Hügel hinab in das Dorf führt. Von weitem sehe ich viele kleine Lagerfeuer, von Menschen entzündet, wie um mich willkommen zu heißen. Vor Erleichterung bin ich den Tränen nahe. Der Weg verläuft sanft den Hügel hinunter und bringt mich noch bevor die völlige Dunkelheit eintritt an den Rand des Dorfes.

Das Glück es geschafft zu haben mildert die Schmerzen in den Beinen und die Erschöpfung.  Die Ruine einer alten Hütte soll mir heute Nacht etwas Windschutz fürs Kochfeuer bieten, ein einsames nachtlager aber das fröhliche, abendliche treiben des Dorfes von Tanamrourit gibt mir die Gewissheit in Sicherheit vor dem Durst zu sein.

In Sichtweite zu einem Dorf übernachten und auch noch Feuer machen: in jedem anderem Land, in dem ich bisher war inklusive Deutschland würde ich das niemals wagen. Aber die Erfahrungen, die ich hier bisher mit den Menschen machen durfte, lassen jede Sorge verfliegen, hier bin ich sicher. 

Die Mauern der Ruine umrahmen, wenn ich nach oben Blicke die Milchstraße wie ein Gemälde. Ich lebe, und wie ich lebe.

19.02.2020 14:56

Eine Woche bin ich nun alleine unterwegs und es kommt mir vor, als wären Monate vergangen. Gestern habe ich in Tanamrourit, als meine Vorräte zur Neige gingen, ein paar Lebensmittel eingekauft. Zwei Euro habe ich umgerechnet für ein halbes Kilo Zucker für den Tee, Ein halbes Kilo Reis, ein paar Erdnüsse und Cracker bezahlt. Gewürze, Kräuter und ein paar Müsliriegel habe ich noch aus Deutschland dabei. “Ganz schön günstig”, denke ich mir, bis mir auffällt, dass der Lebensmittelpreis an sich gar nicht wirklich günstiger ist als in Deutschland. Der Unterschied ist nur, dass ich mittlerweile so genügsam geworden bin, dass ich ein halbes Kilo Reis auf vier Tage Strecke und somit mit Lebensmitteln für zwei Euro durch eine weitere halbe Woche komme. 

Eine andere Sache fällt mir viel später auf, nämlich wie ich es als vollkommen Selbstverständlich genommen habe, dass ich dieselbe Menge Zucker wie Grundnahrungsmittel kaufe. Ist der Süße Tee der Mauretanier, ein schweres Gebräu, das mittlerweile ein allabendliches Ritual am Feuer für mich geworden ist, fast wichtiger als die eigentliche Mahlzeit. Integration gelunge, würde ich mal sagen. 

20.02.2020

Einen muss ich noch machen. Der erg amatlich, das grosse Dünenfeld flimmert von weitem verführerisch in der Mittagssonne. Bei klarem Wetter kann ich die Berge des Adrar auf der anderen Seite schon sehen. Eine Strecke, die im Normalfall nicht mal ein halber Tagesmarsch weit weg ist, wird nun alles von mir abverlangen. Angespülter Weichsand, riesige Dünen und einmal darin, gibt es, wenn ich Pech habe, keinen Schutz vor der brennenden Sonne mehr. Auf der anderen Seite wartet wieder mal eine Oase mit einem Guelta auf mich, Azouiga.

19.02.2020 20:24

Ich sitze zwischen den Dünen nahe Tanamrourit. Morgen geht es auf zur Durchquerung des erg Amatlich. Ein Feuer prasselt, die Flammen senken sich langsam und wieder erwacht über mir das Leuchten von Milliarden Sternen. Da ist sie wieder diese Einsamkeit, ich habe mich entschieden alleine in die Wüste zu gehen. Und ich habe mich entschieden sie zu spüren, mich zu spüren. Freude und Schmerz der Welt in mir zu wissen und auszuhalten, mich nicht zu verschließen vor dem, was in und um mich ist, Kind zu bleiben. Den Preis der Freiheit in Kauf zu nehmen, um die Schönheit und kleinen Wunder dieser Welt sehen zu dürfen. Hier in der Wüste ist die Einsamkeit kein Leid, hier darf sie sein.

Fels wird feiner

und zum Ozean

Seit Wochen mit niemandem gesprochen

vergessen wie ich heiße

an Tag eins

nach vorne geht es ins nirgendwo

tiefer hinab aber

nicht tauchen in den Sand

sondern in den Verstand

ich am zweiten Tag

nicht mehr was Menschsein bedeutet

häute mich 

im trüben Licht

der Abendsonne

verpuppe in der Klarheit der Nacht

in meinem Cocon der Milchstrasse

erwacht noch vor den ersten Sonnenstrahlen

das silberne Schimmern am Horizont

verlacht von der glühenden Sonne

entfacht durch Hitze des Mittags

von Schuld frei

blickte ich nach oben

Tag drei

22.02.2020 20:43

Azouiga scheint touristisch gut besucht zu sein. Die ersten nicht Einheimischen, die ich seit einer Woche treffe, sind eine Gruppe Franzosen. “Du läufst alleine durch die Wüste, so wie Jesus meinst du?”, nur kurz unterhalten wir, dann fahren sie weiter.

Laut Karte soll hier irgendwo ein Guelta sein. Dass die natürlichen Wasserbecken in aller Regel am Ende der Oase sind, weiss ich mittlerweile. Da wo der Palmenhain spitz zuläuft, wo es felsiger wird und das Wasser hinab laufen und sich sammeln kann. Ich kämpfe mich durch Büsche und matschige Pfützen. Langsam wird es mittag und heiss, sehr heiss. So ein Kampf nachdem ich das schlimmste in den Dünen doch glaubte hinter mir zu wissen. Der Boden hier scheint sandig, weswegen es unwahrscheinlich scheint dass das Wasser sich hier sammelt.

Als ich schon fast sicher bin, dass ich mich bei meiner Suche geirrt habe, sehe ich sie: flache Wasserbecken zeichnen sich im Hitzeflimmern ab. Was für eine Erlösung, Zurückgehen wäre jetzt eine Qual gewesen. Das erste Mal waschen nach fünf Tagen. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich braun geworden bin, oder ob meine Haut mittlerweile so verdreckt ist, dass ich schon fast den Teint eines Mauren habe und tatsächlich wirken meine Beine, Hände und Füsse nach dem erlösenden Bad einige Stufen heller. 

Den Tag löse ich mich kaum vom Wasser, koche mir nach den Tagen im Dünenfeld während derer ich bis auf ein paar Müsliriegel nichts gegessen habe um Wasser zu sparen erstmal eine ordentliche Portion Reis. Als ich mich selber aufnehme und mir das Video anschaue, bestätigt sich mir, was ich bereits vermutet hatte: Ich sehe völlig fertig, lalle und schaffe es kaum noch geradeaus in die Kamera zu schauen geschweige denn einen zusammensämmenhängenden Satz zu bilden. Ich Jede Erfahrung hat seinen Preis, so habe ich wenigstens ein paar mehr outtakes über die ich lachen kann.

Am Nachmittag kann ich mich doch noch, mit der Motivation ein noch größeres Guelta zu finden von meinem kleinen Wasserbecken losreißen. Da treffe ich kurz hinter den Palmen der Oase  ich ein paar Einheimische unter einer Akazie. Sofort bekomme ich ein Gläschen leckeren Zucker – Siruptee angeboten und frisches Brot aus dem Sand gebacken, wie wundervoll das schmeckt, so knusprig und ganz anders als Reis. 

Die Einheimischen sind mit Kamelen unterwegs, eine ganze Horde Reitsattel, die um den Teppich herum liegen, verraten es. Der älteste der Männer ist überraschend gut gekleidet, in einem weißen Jelaba, nicht wie die anderen Einheimischen in einem Daraa. Ein Blick auf seine Füße, verrät mir das er kein Nomade ist. Die Füße eines Mannes der in der Wüste lebt, erkennt man auf den ersten Blick. Sie sehen an den Fersen und am Fußballen aus wie braunes Schleifpapier von Obi, das mit der gröbsten Körnung.. Die Männer rauchen Zigaretten, ebenfalls ungewöhnlich für Wüstenbewohner. Sie backen ihr Brot aber im Sand und kochen Tee auf dem Feuer wie Nomaden. Es folgt das mittlerweile gewohnte Frage -und Antwort Spiel, “voiture, chamul, guide”: “nein ich habe kein Auto, kein Kamel, kein Guide und nein auch keinen Esel, nur ich und der Rucksack”, entgegne ich schon routiniert. In der Regel beantworte ich diese Fragen, auf einer Mischung aus ein paar Brocken Hassania und Französisch die ich mir angeeignet habe mehrmals, bis die Einheimischen akzeptieren, dass da tatsächlich ein Ausländer alleine durch die Wüste gelaufen kommt.

Ich frage sie nach dem großen Guelta, doch von einem Guelta wissen sie nichst. Ob es wohl daran liegt, dass die Männer nicht von hier sind? Aber insgesamt scheinen diese Wüstenbewohner einfach keinen Pfifferlinge auf ihre natürlichen Swimmingpools zu geben, waren wir doch bisher immer die einzigen Menschen, die die Planschbecken genutzt haben.

Nachdem die Nachmittags Hitze sich gelegt hat, kann ich weitergehen. Eine Art Campingplatz neben den an dieser Stelle besonders imposanten Dünen des erg Amatlich lockt offenbar auch die andere Wüstenreisende an,  Zum Glück gab es solche Steilwände wie diese hier nicht auf meiner Route.

Französische Kinder reiten auf Kamelen geführt von meinen Brot backenden Freunden, da haben wir ja die Lösung des Rätsels, was die Stadtnomaden hier verloren haben. 

Endlich unter Menschen, wie schön wieder mal jemanden zum Reden zu haben, reden über nichts besonderes, ich erzähle ein bisschen von meiner Wanderung und als ich mich verabschiede und in richtung Oase gehe, um mir einen Schlafplatz zu suchen wird die Französin blickt die Französin auf einmal Ernst: “ich hoffe du findest, wonach du suchst” ruft sie mir mit eindringlichen Blick hinterher “wirklich” fügt sie hinzu, grinsend gehe ich meines Weges, wenn die wüssten.

Wie ich wohl auf diese Menschen wirke, denke ich mir. Ein einsamer Wanderer aus der Wüste, ein Suchender.

Die meiste Zeit saß ich still und leise vor mich hin lächelnd herum während Erwachsene reden und Kinder spielen. Glücklich über das menschliche Treiben, über Tee und Brot. Menschen die reden, worüber reden diese Menschen, was ist denn eigentlich wichtig. Vor dem zu Bett gehen finde ich mich doch bei den Kameltreibern wieder. Mit einem kleinen Flötensolo bedanke ich mich für Speis und Trank und lege mich nach Unmengen Tee und Essen unter einer Tamariske zwischen getrockneter Kamelscheisse auf meiner Isomatte in den Sand. Alle diese Menschen und diese Gespräche. Wahrscheinlich verliert man immer ein wenig den Bezug zur Menschheit, wenn man alleine in der Wildnis war. Nichts worüber Menschen reden kommt einem mehr wichtig vor, nachdem man das hier überstanden hat, den Durst, die Einsamkeit. Ja vielleicht habe ich deshalb das Gefühl immer ruhiger und stiller zu werden nach so einer Tour. Die Erfahrung das Wesentliche zu kosten, zu schmecken und mit jeder Faser des Körpers zu fühlen geht in Fleisch und Blut über was von Belang ist und der Rest wird zu Spiel. 

So muss auch Antoine de saint exupéry bei seinem Flugzeugabsturz in der Wüste Mauretaniens gefühlt haben, als ihm der kleine Prinz das erste mal begegnet ist. 

Der kleine Mann, der die sich selbst allzu ernst nehmenden Tätigkeiten der Menschen mit seiner kindlichen Wahrnehmung als das enttarnt, was sie sind: Spiele. Sie spielen um Geld, sie spielen um Macht, sie spielen um Aufmerksamkeit und um Liebe aber selber sehen sie es nicht als Spiel, sehen nicht über den Rand ihrer Welt, ihrer Planeten hinaus. 

Wenn es doch eine Sache gibt, eine Antwort auf die Frage was wichtig ist, dann ist die Antwort nichts. Gar nichts was die Menschen für wichtig halten ist wichtig. Alles ist Spiel. Die existenzielle Erfahrung der Wüste, ja das bringt einen raus aus allem und lässt einen von null auf die Dinge schauen, Durch ein paar andere Augen darf ich heute wieder sehen, Kindesaugen.

Ich sitze im Auto auf dem Weg zurück nach Atar. Während der Tour selbst hatte ich nie das Gefühl, dass das was ich getan habe, so außergewöhnlich ist. Es fühlte sich alles so normal und richtig an, jetzt sehe ich aus dem Fenster des Pick ups noch einmal die Landschaft vorbeiziehen, die ich durchquert habe. Ich denke an letztes Jahr, als ich im Bus das erste Mal durch diese endlosen Weiten gefahren bin und mir ein wenig das Herz in die Hose gerutscht ist bei dem Gedanken selbst mit Lastentier und mit Guide da rein zu gehen. Und auch jetzt wieder blicke ich aus dem Fenster auf die Wüste, verdammt da bin ich wirklich durchgelaufen, die ganze Verdammte Strecke und bis durch den erg Amatlich.

Fragen hatte ich und Antworten auf meine Fragen habe ich bekommen. Fragen darüber, wer ich sein will. Ich habe wissen wollen, was von mir übrig bleibt, wenn ich alleine bin und habe gefunden, ja was habe ich denn nun gefunden? Geschichten, Gedichte und Poesie. 

Und wenn man etwas schönes findet soll man es ja teilen oder wie war das. Die Geschichte dieses Abenteuers ist nun hier zu Endem, aber das heisst noch lange nicht das ich fertig bin mit erzählen.

Nachtrag:

Die Krankheit der Mark und ich erlegen sind war übrigens ein Grippe. Eine schwere Grippe wie ich sie schon lange nicht mehr hatte genau zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Coronavirus. Ob in Mauretanien eine Pandemie ausbrechen kann ohne das es jemand bemerkt, für mich gar nicht undenkbar aber wer weiss. 

Mark habe ich bald in Atar wiedergetroffen, er war zwei Tage nach seinem Abbruch wieder vollständig Gesund und ist alleine für mehrere Tage in den erg Ouarane, das größte Dünenfeld der Erde gegangen. Und auch dieses Jahr wartete das grün des Senegal mit seinen Verlockungen auf uns, vielleicht erzähle ich diese Geschichte ein anderes mal.